Wie man Menschen mit einer Behinderung ethisch korrekt bezeichnet
Behinderter? Beeinträchtigter? Rolli? Blinder?
Viele Menschen fühlen sich unsicher, wenn es darum geht, Menschen mit einer Behinderung anzusprechen oder über sie zu sprechen. Diese Unsicherheit kommt oft aus der Angst, jemanden unabsichtlich zu verletzen oder unangemessen zu wirken. Doch der Schlüssel zu einer respektvollen und korrekten Ansprache liegt darin, offen und sensibel zu sein und bereit, zu lernen.
Der richtige Umgang mit Begriffen
Die Sprache, die wir verwenden, hat einen großen Einfluss darauf, wie Menschen sich fühlen und wahrgenommen werden. Daher ist es wichtig, auf die Worte zu achten, die wir in Bezug auf Menschen mit Behinderungen verwenden. Ein grundlegendes Prinzip ist, Menschen nicht auf ihre Behinderung zu reduzieren. Anstatt von „Behinderten“ zu sprechen, wird in vielen Kontexten die Formulierung „Menschen mit Behinderung“ bevorzugt. Diese „person-first“-Sprache stellt die Person in den Mittelpunkt und nicht ihre Einschränkung.
Einige Beispiele für respektvolle Bezeichnungen:
- Menschen mit einer Behinderung statt „Behinderte“
- Menschen mit Sehbehinderung statt „Blinde“
- Menschen im Rollstuhl statt „Rollstuhlfahrer“ oder „an den Rollstuhl gefesselt“
- Menschen mit Lernschwierigkeiten statt „geistig behindert“
Diese Formulierungen tragen dazu bei, Menschen als Individuen zu betrachten, deren Behinderung nur ein Aspekt ihres Lebens ist.
Angst, etwas falsch zu machen
Viele Menschen haben Bedenken, bei der Ansprache von Menschen mit Behinderungen Fehler zu machen oder ungewollt verletzend zu wirken. Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass sie sich distanzieren oder Situationen vermeiden, um nicht in Verlegenheit zu geraten. Doch genau diese Zurückhaltung verstärkt oft das Gefühl der Isolation und Ausgrenzung bei den Betroffenen.
Statt vor Unsicherheit zurückzuschrecken, sollte man sich auf den Dialog einlassen. Ein offenes, respektvolles Gespräch kann Missverständnisse klären und Barrieren abbauen. Wenn man unsicher ist, wie man jemanden korrekt anspricht, hilft es, die Person einfach direkt und respektvoll zu fragen.
Tipp: Offenheit und Dialog suchen
Ein proaktiver und einfühlsamer Ansatz besteht darin, das Gespräch offen zu beginnen, nach dem Motto:
„Ich möchte nichts falsch machen und bin unsicher. Kannst du mir sagen, was für dich richtig ist bzw. was sich für dich richtig anfühlt?“
Dieser Satz signalisiert Respekt und den Wunsch, die Person wertzuschätzen. Viele Menschen mit Behinderungen schätzen diese Offenheit, weil sie ihnen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Präferenzen zu äußern und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung und Vorlieben, was die Ansprache betrifft, und durch solch ein offenes Gespräch kann man diesen individuellen Bedürfnissen gerecht werden.
Was man vermeiden sollte
Es gibt einige Bezeichnungen und Ausdrücke, die als veraltet oder beleidigend empfunden werden und daher vermieden werden sollten. Dazu gehören:
- „Behinderter“ oder „die Behinderten“: Diese Begriffe reduzieren Menschen auf ihre Behinderung.
- „Krüppel“, „Spasti“ oder ähnliche abwertende Begriffe: Diese sind klar diskriminierend und verletzend.
- „An den Rollstuhl gefesselt“: Menschen im Rollstuhl empfinden ihren Rollstuhl oft nicht als Einschränkung, sondern als Hilfsmittel, das ihnen Mobilität ermöglicht.
- „Leidet an“ oder „ist Opfer von“: Diese Formulierungen stellen die Behinderung als Leid dar, obwohl viele Menschen mit einer Behinderung ihr Leben positiv und selbstbestimmt führen.
Individuelle Präferenzen respektieren
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Menschen mit Behinderung dieselben Präferenzen haben. Während manche Menschen Wert auf „person-first“-Sprache legen (z. B. „Mensch mit Behinderung“), bevorzugen andere das sogenannte „identity-first“-Modell (z. B. „behinderte Person“), dass die Behinderung als Teil ihrer Identität hervorhebt. Es gibt keine universelle Regel, die auf alle zutrifft, weshalb es umso wichtiger ist, die betroffene Person selbst zu fragen, wie sie angesprochen werden möchte.
Der Wert von Respekt und Sensibilität
Der entscheidende Punkt bei der Ansprache von Menschen mit Behinderungen ist, mit Respekt und Empathie vorzugehen. Sensibilität gegenüber den Bedürfnissen und Vorlieben anderer Menschen zeigt nicht nur, dass man aufgeschlossen ist, sondern trägt auch dazu bei, ein inklusives und respektvolles Miteinander zu fördern. Fehler können passieren, aber wenn man offen dafür ist, zu lernen und sich zu verbessern, wird das in der Regel positiv aufgenommen.
Fazit
Der Umgang mit Menschen mit Behinderungen sollte stets von Respekt, Offenheit und dem Willen zu lernen geprägt sein. Es ist in Ordnung, unsicher zu sein – viel wichtiger ist, dass man bereit ist, zuzuhören und auf die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen einzugehen. Wer offen auf andere zugeht und den Dialog sucht, schafft eine wertschätzende und inklusive Atmosphäre. So trägt man dazu bei, Barrieren abzubauen und eine Gesellschaft zu fördern, in der jeder Mensch gleichberechtigt und respektvoll behandelt wird.